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Inhalt - Übersicht

Einleitung

Erster Teil.
Die Idee des Kunstschönen oder das Ideal

Stellung der Kunst im Verhältnis zur endlichen Wirklichkeit und zur Religion und Philosophie

Zweiter Teil. Entwicklung des Ideals zu den besonderen Formen des Kunstschönen

Dritter Teil.
Das System der einzelnen Künste

Vom “Ende der Kunst” >

Wie nun aber die Kunst in der Natur und den endlichen Gebieten des Lebens ihr Vor hat, ebenso hat sie auch ein Nach, ...  >>>

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Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Vorlesungen über die Ästhetik
                          
(1835-1838)                                                              

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1. Ägyptische Anschauung und Darstellung des Toten; Pyramiden

Was nun die ägyptische Kunstanschauung ihren besonderen Seiten nach angeht, so finden wir hier zum erstenmal das Innere, der Unmittelbarkeit des Daseins gegenüber, für sich festgehalten, und zwar das Innere als das Negative der Lebendigkeit, als das Tote; nicht als die abstrakte Negation des Bösen, Verderblichen, wie Ahriman im Gegensatze des Ormuzd,
sondern in selbst konkreter Gestalt.

a) Der Inder erhebt sich nur bis zur leersten und dadurch gegen alles Konkrete gleichfalls negativen Abstraktion. Ein solches Brahmanwerden der Inder kommt in Ägypten nicht vor, sondern das Unsichtbare hat bei ihnen eine vollere Bedeutung; das Tote gewinnt den Inhalt des Lebendigen selber. Der unmittelbaren Existenz entrissen, behält es in seiner Abgeschiedenheit vom Leben dennoch seine Bezüglichkeit am Lebendigen und wird in dieser konkreten Gestalt verselbständigt und erhalten. Es ist bekannt, daß die Ägypter Katzen, Hunde, Habichte, Ichneumons, Bären, Wölfe (Herodot, II, 67), vor allem aber die verstorbenen Menschen einbalsamierten (Herodot, II, 86-90) und verehrten.
Die Ehre der Toten ist bei ihnen nicht das Begräbnis, sondern die perennierende Aufbewahrung als Leiche.

b) Weiter aber bleiben die Ägypter nicht bei dieser unmittelbaren und selbst noch natürlichen Dauer der Toten stehen. Das natürlich Bewahrte wird auch in der Vorstellung als dauernd aufgefaßt. Herodot sagt von den Ägyptern, sie seien die ersten gewesen, welche lehrten,
daß die Seele des Menschen unsterblich sei. Bei ihnen zuerst also kommt auch in dieser höheren Weise die Lösung des Natürlichen und des Geistigen zum Vorschein, indem das nicht nur Natürliche für sich eine Selbständigkeit erhält. Die Unsterblichkeit der Seele liegt der Freiheit des Geistes ganz nahe, indem das Ich sich erfaßt als der Natürlichkeit des Daseins entnommen und auf sich beruhend; dies Sichwissen aber ist das Prinzip der Freiheit.
Nun ist zwar nicht zu sagen, die Ägypter seien vollständig zum Begriff des freien Geistes durchgedrungen, und an unsere Art, die Unsterblichkeit der Seele zu fassen, müssen wir bei diesem Glauben der Ägypter nicht denken; aber sie hatten doch bereits die Anschauung, das vom Leben Abgeschiedene seiner Existenz nach sowohl äußerlich als in ihrer Vorstellung festzuhalten, und haben damit den Übergang des Bewußtseins zu seiner Befreiung gemacht, obschon sie nur bis zu der Schwelle des Reichs der Freiheit gekommen sind.
- Diese Anschauung nun erweitert sich bei ihnen, der Gegenwart des unmittelbar Wirklichen gegenüber, zu einem selbständigen Reiche der Abgeschiedenen.
In diesem Staate des Unsichtbaren wird ein Totengericht gehalten, dem Osiris als Amenthes vorsteht. Dasselbe ist dann ebenso auch wieder in der unmittelbaren Wirklichkeit vorhanden, indem auch unter den Menschen über die Toten Gericht gehalten wurde und nach dem Hinscheiden eines Königs z. B. jeder seine Klagen anbringen konnte.

c) Fragen wir weiter nach einer symbolischen Kunstgestalt für diese Vorstellung,
so haben wir dieselbe in Hauptgebilden der ägyptischen Baukunst zu suchen.
Wir haben hier eine gedoppelte Architektur vor uns, eine überirdische und unterirdische: Labyrinthe unter dem Boden, prächtige, weitläufige Exkavationen, halbe Stunden lange Gänge, Gemächer, mit Hieroglyphen bedeckt, alles aufs sorgfältigste ausgearbeitet; dann darüber hingebaut jene erstaunenswerten Konstruktionen, zu denen hauptsächlich die Pyramiden zu zählen sind. Über die Bestimmung und Bedeutung der Pyramiden hat man jahrhundertelang vielfache Hypothesen versucht, jetzt scheint jedoch unbezweifelt, daß sie Umschließungen sind für Gräber der Könige oder heiligen Tiere, des Apis z. B. oder der Katzen, Ibis usf. In dieser Weise stellen uns die Pyramiden das einfache Bild der symbolischen Kunst selber vor Augen; sie sind ungeheure Kristalle, welche ein Inneres in sich bergen und es als eine durch die Kunst produzierte Außengestalt so umschließen, daß sich ergibt, sie seien für dies der bloßen Natürlichkeit abgeschiedene Innere und nur in Beziehung auf dasselbe da. Aber dies Reich des Todes und des Unsichtbaren, das hier die Bedeutung ausmacht, hat nur die eine, und zwar formelle Seite, welche zum wahrhaften Kunstgehalt gehört, nämlich dem unmittelbaren Dasein entrückt zu sein, und ist so zunächst nur der Hades, noch nicht eine Lebendigkeit, die, wenn auch dem Sinnlichen als solchem enthoben, dennoch ebenso zugleich in sich daseiend und dadurch in sich freier und lebendiger Geist ist.
- Deshalb bleibt die Gestalt für solch ein Inneres eine dem bestimmten Inhalt desselben ebensosehr noch ganz äußere Form und Umhüllung.

Solch eine äußere Umgebung, in der ein Inneres verborgen ruht, sind die Pyramiden.

 

 

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Das Tier ist auch an sich Allgemeines,
aber das Allgemeine ist als solches nicht für dasselbe sondern nur immer das Einzelne.

(Hegel:Paradies):  >>>

 

Die Schlange setzt die Göttlichkeit darein,
zu wissen,
was gut und böse ist, und diese Erkenntnis ist es in der Tat,
welche dem Menschen dadurch zuteil geworden,
daß er mit der Einheit seines unmittelbaren Seins gebrochen,
daß er von den verbotenen Früchten genossen.     >>>

>Tierdienst und Tiermasken

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