B. Vergleichungen, welche in der Verbildlichung mit der Bedeutung den Anfang machen
Wenn in dem Bewußtsein die Trennung von Bedeutung und Gestalt die vorausgesetzte Form ist, innerhalb welcher die Beziehung beider vor sich gehen soll, so kann und muß bei der Selbständigkeit der einen wie der anderen Seite nicht nur von dem äußerlich Existierenden, sondern ebensosehr umgekehrt von dem innerlich Vorhandenen, den allgemeinen Vorstellungen, Reflexionen, Empfindungen, Grundsätzen begonnen werden. Denn dies Innerliche ist gleichfalls, wie die Bilder der Außendinge, ein im Bewußtsein Vorhandenes und geht in seiner Unabhängigkeit von dem Äußerlichen von sich selber aus. Ist nun die Bedeutung in dieser Weise das Anfangende, so erscheint der Ausdruck, die Realität, als das Mittel, das aus der konkreten Welt herbeigenommen wird, um die Bedeutung als den abstrakten Inhalt vorstellig, anschaulich und sinnlich bestimmt zu machen.
Bei der wechselseitigen Gleichgültigkeit jeder Seite gegen die andere ist aber, wie wir bereits früher sahen, ihr Zusammenhang, in den beide gesetzt werden, kein an und für sich notwendiges Zueinandergehören und die Bezogenheit deshalb, da sie nicht objektiv in der Sache selbst liegt, etwas subjektiv Gemachtes, das diesen subjektiven Charakter nun auch nicht mehr verbirgt, sondern durch die Art der Darstellung zu erkennen gibt. Die absolute Gestalt hat den Zusammenhang von Inhalt und Form, Seele und Leib als konkrete Beseelung, als an und für sich in der Seele wie in dem Leibe, in dem Inhalt wie in der Form begründete Vereinigung beider. Hier aber ist das Auseinanderliegen der Seiten die Voraussetzung und deshalb ihr Zusammentreten eine bloß subjektive Verlebendigung der Bedeutung durch eine ihr äußere Gestalt und eine ebenso subjektive Deutung eines realen Daseins durch die Beziehung derselben auf die sonstigen Vorstellungen, Empfindungen und Gedanken des Geistes. Daher zeigt sich denn auch hauptsächlich in diesen Formen die subjektive Kunst des Poeten als des Machenden, und in vollständigen Kunstwerken läßt sich hauptsächlich nach dieser Seite hin sondern, was der Sache und ihrer notwendigen Gestaltung zugehört und was der Dichter als Schmuck und Zierat hinzugetan hat. Diese leicht erkennbaren Zutaten, vornehmlich die Bilder, Gleichnisse, Allegorien, Metaphern sind es, um derentwillen man ihn gewöhnlich am meisten kann rühmen hören, wobei ein Teil des Lobes auch wieder auf die Scharfsicht und Verschmitztheit gleichsam, den Dichter herausgefunden und ihn in seinen eigenen subjektiven Erfindsamkeiten bemerkt zu haben, zurückfallen soll. An echten Kunstwerken dürfen jedoch die hierher gehörigen Formen, wie schon gesagt ist, als ein bloßes Beiwesen beihergehen, obschon man in vormaligen Poetiken diese Nebendinge insbesondere als die dichterischen Ingredienzien behandelt findet.
Wenn nun aber zunächst die beiden zu verknüpfenden Seiten allerdings gegeneinander gleichgültig sind, so muß dennoch zur Rechtfertigung des subjektiven Beziehens und Vergleichens die Gestalt ihrem Inhalt nach dieselben Verhältnisse und Eigenschaften in verwandter Weise in sich schließen, welche die Bedeutung in sich hat, indem das Auffassen dieser Ähnlichkeit der einzige Grund ist, die Bedeutung gerade mit dieser bestimmten Gestalt zusammenzustellen und jene vermittels dieser zu verbildlichen.
Endlich, da nicht von der konkreten Erscheinung angefangen wird, aus der sich eine Allgemeinheit soll abstrahieren lassen, sondern umgekehrt von dieser Allgemeinheit selber, die sich in einem Bilde abspiegeln soll, so gewinnt die Bedeutung die Stellung, nun auch wirklich als der eigentliche Zweck hervorzuscheinen und das Bild als ihr Veranschaulichungsmittel zu beherrschen.
Als die nähere Folge, in der wir die besonderen Arten, welche in diesem Kreise zu nennen sind, besprechen können, ist nachstehende anzugeben:
erstens, als der vorigen Stufe am meisten verwandt, haben wir das Rätsel zu besprechen;
zweitens die Allegorie, in welcher hauptsächlich die Herrschaft der abstrakten Bedeutung über die äußere Gestalt zum Vorschein kommt;
drittens die eigentliche Vergleichung: Metapher, Bild und Gleichnis.
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