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Inhalt - Übersicht

Einleitung

Erster Teil.
Die Idee des Kunstschönen oder das Ideal

Stellung der Kunst im Verhältnis zur endlichen Wirklichkeit und zur Religion und Philosophie

Zweiter Teil. Entwicklung des Ideals zu den besonderen Formen des Kunstschönen

Dritter Teil.
Das System der einzelnen Künste

Vom “Ende der Kunst” >

Wie nun aber die Kunst in der Natur und den endlichen Gebieten des Lebens ihr Vor hat, ebenso hat sie auch ein Nach, ...  >>>

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Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Vorlesungen über die Ästhetik
                          
(1835-1838)                                                              

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c. Die Besiegung der alten Götter

Der Gegensatz von Natur und Geist ist an und für sich notwendig.
Denn der Begriff des Geistes als wahrhafter Totalität ist, wie wir schon früher sahen, an sich nur dies, sich zu trennen, in sich als Objektivität und in sich als Subjekt,
um sich durch diesen Gegensatz aus der Natur herzukommen und sodann als Überwinder und Macht derselben frei und heiter gegen sie zu sein.
Dies Hauptmoment im Wesen des Geistes selbst ist daher auch ein Hauptmoment in der Vorstellung, welche er sich von sich selber gibt. Geschichtlicher-, wirklicherweise zeigt sich dieser Übergang als die vorgeschrittene Umbildung des Naturmenschen zum rechtlichen Zustande, zu Eigentum, Gesetzen, Verfassung, politischem Leben; göttlicher-, ewigerweise ist dies die Vorstellung von der Besiegung der Naturmächte durch die geistig individuellen Götter.

α) Dieser Kampf stellt eine absolute Katastrophe dar und ist die wesentliche Tat der Götter,
durch welche erst der Hauptunterschied der alten und neuen Götter zum Vorschein kommt.
Auf den Krieg, der diesen Unterschied herausstellt, müssen wir deshalb nicht als auf irgendeine Mythe, die den Wert jeder anderen hätte, hinweisen, sondern müssen ihn als die Mythe ansehen, welche den Wendungspunkt macht und die Schaffung der neuen Götter ausdrückt.

β) Das Resultat dieses gewaltsamen Götterstreits ist der Sturz der Titanen, der alleinige Sieg der neuen Götter, die sodann in ihrer gesicherten Herrschaft durch die Phantasie nach allen Seiten hin sind ausgestattet worden.
Die Titanen dagegen werden verbannt und müssen im Innern der Erde hausen oder, wie Okeanos, am dunkeln Saume der hellen heiteren Welt weilen oder erleiden auch sonst noch mannigfaltige Strafen. Prometheus z. B. wird an das skythische Gebirge geschmiedet, wo der Adler unersättlich an der immer wieder wachsenden Leber nagt; in der ähnlichen Weise quält in der Unterwelt den Tantalos ein unendlicher, nie gelöschter Durst, und Sisyphos muß den stets wieder herabrollenden Felsblock vergeblich immer von neuem emporwälzen.
Diese Strafen sind, wie die titanischen Naturgewalten selber, das in sich Maßlose, die schlechte Unendlichkeit, die Sehnsucht des Sollens oder das Ungesättigte der subjektiven Naturbegier, welche in ihrer dauernden Wiederholung zu keiner letzten Ruhe der Befriedigung gelangt.
Denn der richtige göttliche Sinn der Griechen hat das Hinausgehen ins Weite und Unbestimmte nicht nach Art der modernen Sehnsucht als ein Höchstes für den Menschen, sondern als eine Verdammnis angesehen und in den Tartaros verwiesen.

γ) Fragen wir nun im allgemeinen, was von jetzt an für die klassische Kunst zurücktreten muß und nicht mehr als letzte Form und gemäßer Inhalt zu gelten berechtigt bleibt, so sind das Nächste die Naturelemente.
Damit fällt alles Trübe, Phantastische, Unklare, jede wilde Vermischung von Natürlichem und Geistigem, von in sich substantiellen Bedeutungen und zufälligen Äußerlichkeiten für die Welt der neuen Götter fort, in welcher die Erzeugnisse einer unbegrenzten Vorstellung, die das Maß von Geistigem noch nicht innehat, keinen Raum mehr finden und das helle Licht des Tages mit Recht fliehen müssen.
Denn man mag die großen Kabiren, die Korybanten, die Darstellungen der Zeugungskraft usf. herausputzen, soviel man will, so gehören dergleichen Anschauungen nach allen Zügen - von der alten Baubo, die Goethe auf dem Blocksberg auf einem Mutterschwein voranreiten läßt, nicht zu sprechen - mehr oder weniger noch der Dämmerung des Bewußtseins an.
Nur das Geistige ist das an den Tag sich Fördernde; was sich nicht manifestiert und in sich selber zur klaren Deutung bringt, ist das Ungeistige, das in die Nacht und das Dunkel wieder zurücksinkt.
Das Geistige aber manifestiert sich und reinigt sich, indem es selber seine Außenform bestimmt, von der Willkür der Phantasie, der Verschwemmung der Gestalten und dem anderweitigen trüben symbolischen Beiwesen.

In der gleichen Art finden wir jetzt die menschliche Betätigung, insofern sie sich auf das bloße Naturbedürfnis und dessen Befriedigung beschränkt, in den Hintergrund gestellt.
Das alte Recht, die Themis, Dike usf., als nicht durch Gesetze, die in dem selbstbewußten Geiste ihren Ursprung nehmen, bestimmt, verliert seine unbeschränkte Gültigkeit, und ebenso wird umgekehrt das bloß Lokale, obschon es noch hereinspielt, in die allgemeinen Götterfiguren verwandelt, an denen es nur noch als nachgelassene Spur zurückbleibt.
Denn wie im Trojanischen Kriege die Griechen als ein Volk kämpften und siegten, so sind auch die Homerischen Götter, welche den Kampf der Titanen schon hinter sich haben, eine in sich feste und bestimmte Götterwelt, die dann vollends durch die spätere Poesie und Plastik immer vollkommener bestimmt und befestigt wurde.
Dies unbesiegbar Feste ist in betreff des Inhalts der griechischen Götter allein der Geist,
aber nicht der Geist in seiner abstrakten Innerlichkeit, sondern als in Identität mit seinem äußeren,
ihm angemessenen Dasein, - wie bei Platon Seele und Leib, als in eins genaturt und in dieser Gediegenheit aus einem Stück, das Göttliche und Ewige ist.

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