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Inhalt - Übersicht

Einleitung

Erster Teil.
Die Idee des Kunstschönen oder das Ideal

Stellung der Kunst im Verhältnis zur endlichen Wirklichkeit und zur Religion und Philosophie

Zweiter Teil. Entwicklung des Ideals zu den besonderen Formen des Kunstschönen

Dritter Teil.
Das System der einzelnen Künste

Vom “Ende der Kunst” >

Wie nun aber die Kunst in der Natur und den endlichen Gebieten des Lebens ihr Vor hat, ebenso hat sie auch ein Nach, ...  >>>

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Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Vorlesungen über die Ästhetik
                          
(1835-1838)                                                              

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b. Aufbewahrung der alten Götter in der Kunstdarstellung

Klarer zweitens scheint die Verehrung und Aufbewahrung der alten Götter in die Kunstdarstellung selber hinein. Auf der vorigen Stufe z. B. sprachen wir von Prometheus als dem bestraften Titan.
Ebenso aber finden wir ihn als befreit wieder. Denn wie die Erde und wie die Sonne ist auch das Feuer, das Prometheus den Menschen herabgebracht, das Essen des Fleisches, das er sie gelehrt hatte, ein wesentliches Moment des menschlichen Daseins, eine notwendige Bedingung für die Befriedigung der Bedürfnisse, und so ist auch dem Prometheus dauernd seine Ehre geworden. Im Ödipus auf Kolonos des Sophokles heißt es z. B. (v. 54 ff ):

χωος μεè`ν ἱεeϱὸ`ς πpαaς ὅδd' εe̓́σsτt · εe̓́χεeι δdέ νιν
σsεeμνὸ`ς Ποσsεeιδdων · εe̓ν δd' ὁ πpυϱϕόϱος ϑεeὸ`ς
Τιτtαà`ν Πϱομηϑεeὺ`ς · - *)

und der Scholiast fügt hinzu, daß Prometheus auch in der Akademie mit der Athene verehrt werde wie der Hephaistos, und man zeige einen Tempel im Haine der Göttin und ein altes Piedestal bei dem Eingange, auf welchem sowohl eine Abbildung des Prometheus als auch des Hephaistos sei; Prometheus aber, nach dem Bericht des Lysimachides, werde als erster und älterer dargestellt, in der Hand ein Zepter haltend, Hephaistos als jüngerer und zweiter, und beiden sei der Altar auf dem Piedestal gemeinsam. Prometheus hat denn auch der Mythe nach nicht fortdauernd seine Strafe erleiden müssen, sondern ist durch Herkules seiner Fesseln entledigt worden.
In dieser Befreiungsgeschichte kommen wieder einige merkwürdige Züge vor. Prometheus nämlich wird deshalb seine Qual los, weil er dem Zeus die Gefahr ankündigt, die dem Reiche des Zeus von dem dreizehnten Nachkommen desselben drohe.
Dieser Nachkomme ist Herkules, dem z. B. Poseidon in den Vögeln des Aristophanes (v. 1645 bis 48) sagt, er werde sich selber schaden, wenn er den Vertrag wegen der Abtretung der Götterherrschaft eingehe, denn alles, was Zeus im Hinscheiden hinterließe, werde ja sein werden.
Und in der Tat ist Herkules der einzige Mensch, der, in den Olymp übergegangen, aus einem Sterblichen zum Gott geworden ist und höher steht als Prometheus, der ein Titan blieb. An Herkules und der Herakliden Namen ist auch die Umwälzung der alten Herrschergeschlechter geknüpft. Die Herakliden brechen die Gewalt der alten Dynastien und Königshäuser, in denen der herrschende Selbstwille für seine eigenen Zwecke und Unbändigkeiten sowie im Verhältnis zu den Bewohnern kein Gesetz über sich anerkennt und deshalb ungeheure greuelhafte Taten vollbringt. Herkules, selber im Dienste eines Herrschers, nicht als Freier, besiegt die Roheit dieses gewaltigen Willens.
- In der ähnlichen Art können wir, um bei den früher schon gebrauchten Beispielen stehenzubleiben, an dieser Stelle auch wieder an die Eumeniden des Aischylos erinnern. Der Kampf zwischen dem Apoll und den Eumeniden soll durch den Ausspruch des Areopag geschlichtet werden. Ein menschliches Gericht als Ganzes, an dessen Spitze Athene als der konkrete Volksgeist selber steht, soll die Kollision zur Lösung bringen.
Die Richter nun geben gleiche Stimmen für die Verdammung und Lossprechung ab, indem sie die Eumeniden und den Apoll in derselben Weise ehren, der weiße Stein der Athene aber entscheidet den Streit für Apollo. Die Eumeniden erheben, aufgebracht über diesen Urteilsspruch der Athene, ihre Stimme, doch Pallas beschwichtigt sie, indem sie ihnen in dem berühmten Haine zu Kolonos Verehrung und Altäre zusagt.
Was die Eumeniden ihrem Volke dafür leisten sollen, ist (v. 901 ff.) Schutz gegen Übel, welche von natürlichen Elementen, der Erde, dem Himmel, dem Meer und den Winden herkommen, Abwehrung von Unfruchtbarkeit in den Ernten, von Mißraten der lebendigen Samen, Erzeugnisse, Geburten. Pallas aber übernimmt für sich in Athen die Sorge für die Kriegsstreitigkeiten und heiligen Kämpfe. - Gleichmäßig läßt Sophokles in seiner Antigone nicht nur die Antigone leiden und untergehen; im Gegenteil sehen wir ebensosehr den Kreon durch den schmerzlichen Verlust seiner Gattin und des Haimon gestraft, die durch den Tod der Antigone gleichfalls ihren Untergang finden.

 

*) "Die ganze Höhe hier ist heilig - Eigentum
Poseidons, des Gewaltgen. Auch Prometheus, der
Titan, der Fackelträger, teilt sie."
(Übers. Roman Woerner)

 

 

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